Marcus Uhlig, Vorstandschef von Rot-Weiss Essen, hatte es unmittelbar nach dem Spielabbruch betont: "Das ist nicht RWE, das ist nicht die Hafenstraße, die Tat eines Einzelnen kann hier richtig was kaputt machen."
Der 51-Jährige, der am 22. Februar seinen Geburtstag feiert, wurde am Sonntagabend noch deutlicher: "Es darf einfach nicht sein, dass ein Einziger oder ganz wenige Vollidioten alles kaputt machen und den ganzen Verein in den Dreck ziehen. Das werden wir uns nicht (mehr länger) bieten lassen!"
Uhlig sprach offensichtlich ein Problem bei Rot-Weiss Essen an. Bei dem, ja, auch der Verein vielleicht viel zu lange wegschaute. Der Böllerwurf dürfte zu diesem Problem dazugehören. Denn schon seit einigen Monaten wird über die Fanszene, über die verschiedenen Gruppierungen auf der Westtribüne diskutiert. Und das nicht positiv. Die ARD brachte einen Beitrag heraus und berichtete über eine rechte Gesinnung in der Essener Kurve. Auch die Kollegen der WAZ schreiben - Nach Böllerwurf: Rechte Fanszene von RWE gerät ins Visier.
Fans diskutieren in den Sozialen Medien, in Fan-Foren über die Geschehnisse von Sonntag und über die unerwünschten "Fans" in der rot-weissen Fankurve. So auch Thomas "Sandy" Sandgathe, der am Dienstag in einem Facebook-Post noch einmal den Finger in die Wunde legte und Klartext sprach.
Sandy Sandgathes Post im Wortlaut (unveränderte Originalfassung, Anm. d. Red.):
"Liebe RWE-Familie,
auch mich hat der Böllerwurf zu tiefst erschüttert. Wie Ihr, bin ich tottraurig, fassungslos und unfassbar wütend auf dieses „Stück Scheiße“ nebst diesem Pack, was ihn offensichtlich deckt!
Mir ist völlig bewusst, dass ich mich mit diesem Statement der Gefahr aussetze, eins aufs Maul zu bekommen. Das nehme ich aber für unseren Verein in Kauf. Ich werde mich, wie schon in der Vergangenheit, zu wehren wissen. Jetzt gilt es aber Flagge zu zeigen. Zu zeigen, dass diese Idioten nichts, aber rein gar nichts an unserer Hafenstrasse zu suchen haben. Am kommenden Samstag spiele ich, nach langer Überlegung, im Fünf Mädelhaus ein Konzert. Diesmal aber nicht, wie gewohnt im Trikot für die Herzenswünsche. War ich bisher immer stolz in unseren Farben für die gute Sache unterwegs zu sein, so beschämt es mich in diesen Tagen.
So werde ich Samstag für die Betroffenen des verheerenden Brandes im Westviertel spielen. Die Menschen stehen dort vor dem Nichts und benötigen dringend unsere Hilfe und Solidarität. #essenhältzusammen
Ich hoffe inständig, dass Ihr meine Beweggründe nachvollziehen könnt. Rot Weiss Essen ist, neben meiner Familie, die zweite große Liebe meines Lebens. Eine Liebe, der ich immer gerne all meine Freizeit und Kraft gewidmet habe. Das hat sich seit Sonntag nun geändert. Und zwar solange, bis sich der Verein proaktiv um die Entfernung dieser Individuen kümmert und ich wieder gerne unserer aller zu Hause, das Stadion an der Hafenstrasse, besuchen kann. Ein verbales Bekenntnis zu unserem Vereinskodex ist mir dabei viel zu wenig. Ich bin aber guter Dinge, dass die Vereinsverantwortlichen spätestens jetzt erkannt haben, dass Handlungsbedarf besteht!
In diesem Sinne… Nur der RWE!"